Baalberge
Das Dorf Baalberge, OT von Bernburg (Saale) ist frühestes Siedlungsgebiet und das Baalberger Umland sehr reich an Bodendenkmälern und archäologischen Funden. Die Funde tragen den Namen "Baalberger Kultur". Sie ist eine voll ausgebildete jungneolithische Frühkultur in Mitteldeutschland.
Geschichte
Die ersten urkundlichen Nennungen des Ortes gehen auf das 12. Jh. zurück. 1632 wurde Baalberge erstmalig von den Schweden geplündert, bevor es 1644 zusammen mit anderen Ortschaften der Umgebung gänzlich abgerissen wurde. Die heutige Kirche St. Nicolai - ein neohistorischer Backsteinbau, ist bis 1848 auf den Grundmauern einer alten romanischen Kirche entstanden. Das Interieur stammt aus der Erbauungszeit.
1908 wurde im Ortsteil Kleinwirschleben eine chemische Düngemittelfabrik erbaut, die allerdings nur 20 Jahre lang bis zu einer Insolvenz bestand.
Einen Gedenkort aus dem Jahre 1973 gibt es im Eingangsbereich der Sekundarschule "Sophie Scholl" zur Ehrung der christlichen Nazigegner Hans und Sophie Scholl, die 1943 ermordet wurden.
Seit 1990 gab es grundlegende Änderungen: ein neues Gewerbegebiet entstand ebenso wie ein Wohnneubaugebiet und ein Windpark rund um den Trappenberg. Seit dem 1. Januar 2005 gehörte die Gemeinde Baalberge der Verwaltungsgemeinschaft Nienburg (Saale) an. Am 1. Januar 2010 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde zur Stadt Bernburg (Saale) eingemeindet.
Geografie
Baalberge liegt ca. 8 km (13 min.) südöstlich der Kreisstadt Bernburg (Saale). Als Ortsteil der ehemaligen Gemeinde ist Kleinwirschleben ausgewiesen.
Koordinaten: | 51° 46´N, 11° 48´O |
Höhe: | 72 m |
Fläche: | 9,64 km² |
Einwohner: | 1.229 (2019) |
Kultur und Tourismus
Benannt wurde die Baalberger Kultur nach dem Erstfund im Schneiderberg von Baalberge, weil die Scherbenfunde die Gefäßform eines Trichters besitzen.
Seit der Jungsteinzeit, beginnend vor 5500 Jahren v. Chr., ist die untere Saale mit ihren Nebenflüssen Wipper, Bode, Fuhne und Ziethe kultiviert worden. Davon zeugen archäologische Funde im Umfeld von Bernburg. Seit den ersten Funden war es die Sache der Fürsten von Anhalt zu sammeln.
Erst Mitte des 19. Jh. waren sich die Herzöge von Anhalt einig, die Bodenaltertümer unter Schutz zu stellen. Die Grabungen erfolgten fortan streng wissenschaftlich, so die Grabung am "Spitzen Hoch" bei Latdorf im Jahr 1880. Die Rarität war ein jungsteinzeitlicher Gewebefund neben zahlreichen Tongefäßen. Oder die Untersuchung "Stockhof" bei Gröna, die unter Leitung des bekannten deutschen Mediziners Prof. Rudolf Virchow stattfanden. Durch bekannte Persönlichkeiten wie Virchow stieg das Interesse der Fachkreise. Unter Leitung von Prof. Paul Höfer wurde der "Schneiderberg" von Baalberge im Jahr 1901 geöffnet, drei Jahre später der "Pohlsberg" bei Latdorf.
Eine Anzahl der damaligen Funde begründen die Ausstellung zur Ur- und Frühgeschichte im Museum Schloss Bernburg. Die Funde an den Grabungsstätten sind in die Deutsche Archäologie unter ihrer Bezeichnung "Baalberger Kultur" (3200 - 2700 v. Chr.) und "Bernburger Kultur" (3000 - 2600 v. Chr.) beschrieben, erstmals 1892 vom Prähistoriker Alfred Götze so benannt.
Die Bernburger Sammlung der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie umfasst circa 3.000 steinzeitliche Artefakte. Über die Ortsgeschichte und die Ausgrabungen zur "Baalberger Kultur" informieren Ausstellungen in der Heimatstube "Gerätehaus" der Gartensparte 1945 Baalberge e. V.