Biendorf
Geschichte
Der Ort wurde am 2. November 974 erstmals als Biendorf im Gau Serimunt urkundlich erwähnt. Kaiser Otto II schenkte das Dorf seinem Schenken Liwo. 978 wechselte der Besitz in die Hände des Erzbischofs Adalbert zu Magdeburg. Die folgenden 500 Jahre waren wechselreich für das Dorf. Ritter, Klöster und Gutsherren bestimmten das Gemeinwesen. Am 18.01.1623 erwarb Graf Sigmund von Hagen für 45.000 Taler das Rittergut Biendorf mit 2 Dörfern (Biendorf und Wohlsdorf) vom Fürsten Ludwig von Anhalt-Köthen. 1625 ließ Sigmund ein herrschaftliches Gebäude errichten. Aber erst sein Enkel Graf Busso von Hagen lässt 1720 das Schloss bauen.
Mit dem Aussterben der Biendorfer Hagener Linie erbte die Adelsfamilie von Wartersleben den Besitz. 1759 wechselten Gut und Schloss für 141.000 Taler an den Fürsten von Anhalt-Köthen. Fürst Carl George Lebrecht ließ 1760-63 die Orangerie erbauen; von 1779-1785 wurde das Schloss erweitert. Die Aufstockung des rechten Flügels und der Bau einer Kapelle für die Fürstin Charlotte Friederike Luise erfolgten. Im Jahr 1789 verstarb der Fürst. Die Fürstenwitwe ließ 1800 die Kapelle durch ein Mausoleum erweitern. Nach dem Tode der Fürstin 1812 stand das Schloss leer und verwahrloste.
Der Erbe, Herzog Heinrich von Anhalt-Köthen ließ 1838-42 die Schlosskirche restaurieren. Mit dem Ende der Monarchie in Deutschland übernahm der Landwirt Lampe das Gut mit Schloss in Pacht.
Am 6. August 1919 zerstörte ein Großfeuer das Schloss und die Schlosskirche. Nur die Orangerie und das Torhaus blieben vom Feuer verschont.
Der Schlosspark mit dem Flüsschen Ziethe war einst als ein barocker, streng regelmäßig gegliederter Garten des ausgehenden 18. Jahrhunderts angelegt worden. Der Landschaftspark war im 19. Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel in Anhalt. Mit der Eisenbahn reisten die Köthener und Bernburger Bürger schnell und bequem an. Am 1. September 1846 war die Strecke fertig gestellt worden, Biendorf erhielt einen Bahnsteig, später auch einen Bahnhof.
Die neue Eisenbahnlinie Bernburg-Köthen zerschnitt allerdings die schöne Parkanlage. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden Nachbarorte angeschlossen. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Strecke zweigleisig. Biendorf erhielt einen Rangier- und Güterbahnhof. Dies schadete dem Ausflugsort sehr, Erholung und Park verloren an Bedeutung.
Geografie
Biendorf liegt 12,5 km (21 min.) südöstlich des Ortskerns Bernburg (Saale) im Salzlandkreis am Flüsschen Ziethe.
Koordinaten: | 51°45` N, 11° 51` O |
Höhe über NN: | 79 m |
Fläche: | 4,75 km² |
Einwohner: | 703 (2019) |
Die romanische Dorfkirche:
Im 12. Jahrhundert wurde in Biendorf eine Kirche erbaut - bis in die 40-er Jahre des 19. Jahrhunderts war sie Gotteshaus der reformierten Gemeinde. 1848 wurde das Kirchenschiff wegen Baufälligkeit abgetragen. Der Glockenturm und die Gruft sind erhalten geblieben.
Das Epitaph für die Fürstin Charlotte Friederike Luise von Anhalt-Köthen:
Die sakrale Gedenktafel wurde im Auftrag des Fürsten Carl George Lebrecht hergestellt und schmückte lange die romanische Dorfkirche. 1926 wurde das Epitaph stark beschädigt. Die Teile wurden dem Köthener Heimatmuseum geschenkt.
Im Jahr 2005 ließ die Familie van de Merwe, neue Eigentümer der Schlossanlage Biendorf, das Epitaph restaurieren. Es ist im Schlosskomplex zu besichtigen.
Dorfveranstaltungen mit Tradition sind:
- das größte, beliebteste und bekannteste Dorffest mit Tradition ist der Biendorfer Heiratsmarkt Mitte Mai
- das Sängerfest,
- das Osterfeuer,
- die Seniorenweihnachtsfeier und
- der Biendorfer Adventskalender.
Autoren: H. Deßmer (Ortschronist), R. Schreiber (Biendorfer Heimatfreund), D. Elsnerm (Biendorfer Heimatfreund), Bearbeitet von U. Hennig