Till Eulenspiegel in Bernburg (Saale)
Die Sage vom Till Eulenspiegel
Auf Eulenspiegels Spuren in Bernburg an der Saale und warum er dem Grafen von Anhalt eine Nase drehte
Zitat von L. Krähenberger, Bernburg:
"Was das Brandenburger Tor für Berlin ist, was die Frauentürme für München bedeuten, das ist der Eulenspiegelturm des Schlosses für Bernburg": 'Das Wahrzeichen der Stadt'. Wenn dieser gewaltige Rundturm dem Wanderer aus der Ferne winkte oder vor den Blicken der mittelalterlichen Fuhrleute auftauchte, die mit ihren schweren Frachtwagen die alte Heerstraße von Magdeburg über Bernburg nach Halle fuhren, dann erkannten sie bei guter Sicht auf freier Höhe den wegweisenden Eulenspiegelturm und wussten nun, dass sie im Tale die alte Saalestadt Bernburg vor sich hatten."
Mehr als 90 Geschichten sind über den berühmten und berüchtigten Schalksnarren Till Eulenspiegel oder Dyl Ulenspiegel in Deutschland und Flandern aufgeschrieben worden.
Alle Welt musste seine listigen bis böswilligen Streiche ertragen. Nichts war ihm heilig, schon gar nicht die Obrigkeit. Stets war er auf seinen eigenen Vorteil bedacht.
Wahr oder weniger wahr ist die "Sage vom Eulenspiegel, einem Turm auf dem Bernburger Schlosse". Sie wurde ein erstes Mal zu Beginn des 19. Jh. für Anhalt-Bernburg aufgeschrieben. Die Urfassung eines volkstümlichen Gedichtes von Dr. Wilhelm Alberts ist festgehalten in der ältesten Sagensammlung Anhalts. Sie ist identisch mit der 22. Historie im ältesten bekannten Straßburger Erstbuch von 1510/11. Dieses avancierte zum frühen Bestseller, wurde wieder und wieder neu aufgelegt und in vielen Sprachen übersetzt. So wurde der Eulenspiegel weltweit bekannt.
Die Geschichte vom Turmwächter wurde häufiger frei nacherzählt, kurz und bündig oder weit ausschweifend. Die Erzählung wurde zur wichtigsten Sage neben den Sagen vom Tanzwunder zu Kölbigk und vom Knecht Ruprecht mit Beinamen Heele-Christ (Bernburger Weihnachtsmann) in Anhalt-Bernburg.
Der Till ist wichtiger Bestandteil des kulturellen Lebens und der Tradition der Saalestadt.
Begeben wir uns auf die Spuren des Tills rund um seinen Turm auf dem Bernburger Schlosshof. Am allgegenwärtigsten ist Till zur Karnevalszeit. Seit 1955 beginnt sein närrischer Freigang mit der Befreiung aus seinem Turm und dem Rathaussturm am 11.11., 11:11 Uhr, bis zum Aschermittwoch. Angeführt vom Elferrat des Bernburger Karnevalclubs trifft sich viel närrisches Volk auf dem Schlosshof. Lautes Rufen fordert den Till auf, von seinem Turm herunter zu steigen. Er ziert sich, antwortet den Rufern. Was, das kann allerdings niemand verstehen, und kommt herunter. Till übernimmt sofort neben dem Elferrat die Anführerrolle. Gemeinsam ziehen sie vor die Fenster des Rathauses. Hier ist der Oberbürgermeister bereits aufmerksam geworden. Er hat die wichtigsten Vertrauensleute um sich geschart und das Rathaustor versperrt. Die Narren fordern die Übergabe des Rathausschlüssels für die neue Session. Es kommt zum Disput, denn freiwillig will man die Macht über die Stadt nicht abgeben. Erst ein Scheinangriff lässt den Widerstand zusammenbrechen. Der Elferrat mit Till und Gefolge besetzen das Rathaus und auf dem Balkon übergibt der Oberbürgermeister für alle Bürger sichtbar den Stadtschlüssel.
Till ist zufrieden und friedlich ziehen die Narren ab. Am Aschermittwoch wird Till in seinen Turm zurückgeführt.