Besiedlung und Gründungen der Gemeinden
Nachweislich durch Bodenfunde belegt, begann die Gründung des Ortes Bernburg mit der Besiedlung des Saalewerders im 12./13. Jahrhundert entlang einer alten Heerstraße und Handelsweges, der heutigen Breiten Straße. Erstmals wurde urkundlich die Altstadt im Tale (Talstadt) im Jahr 1205 erwähnt. Bereits bis Mitte des 13. Jahrhunderts muss sich eine weitere Ansiedlung gegründet haben. Seitdem vollzog sich eine Entwicklung zweier Gemeinwesen, die sich mit Wall und Graben und selbständiger Verwaltung abgrenzten. Die erste urkundliche Erwähnung eines Rathauses im Tale schreibt man dem Jahr 1240 zu. Bereits 1278 erhielt die Alt- und die Neustadt im Tale vom askanischen Fürsten BERNHARD, ein Urenkel Albrecht des Bären, die Stadtrechte verliehen.
Das Stadtrecht festigte eine freie Bürgerschaft, die dennoch auf die Gnade der Fürsten angewiesen war. Die Bürger wurden zivilrechtlich aus der Hofhörigkeit entlassen und erhielten freie Verfügung über das Erbe; sie mussten nicht mehr einen Teil der Herrschaft geben. Das Recht beinhaltete ebenfalls selbst über Marktbelange zu beschließen und zu richten. Mit der Ratsverfassung wurden Bürgermeister eingesetzt. Die erste Wahl eines Bürgermeisters wird dem Jahr 1342 zugeschrieben. Im Jahr 1362 wurde erstmals ein Rathaus in der Neustadt erwähnt. Um das Jahr 1410 beginnt der Zusammenschluss der Alt- und Neustadt zu einem Gemeinwesen. "Eine ewige Vereinigung zum Nutzen beider ...", so berichteten die Chronisten.
Erst im Jahre 1326 hörte man von einer lockeren Ansiedlung unterhalb der Burg. Die Stadt vor dem Berge entstand. 1443 fand erstmals eine Wahl des Bürgermeisters für die Talstadt statt. 14 Jahre später, bis zum Jahr 1457, erfolgte die Wahl eines Bürgermeisters für die Bergstadt. Ein Jahr zuvor erhielt die Ansiedlung unterhalb der Burg zur Saale hin das Stadtrecht verliehen. Der regierende Fürst Bernhard VI. von Anhalt schenkte der Stadt am Berge am 25. März 1461 ein großes Haus an der Schenke als Rathaus. In der Zeit des 15. Jahrhunderts festigte sich die politische Ratsherrenverwaltung im Schutz der Befestigungsanlagen, so dass der Rat der einzige Träger städtischer Gewalt war. Die Stadt wuchs und 1537 wurde das Rathaus am Markt der Talstadt erweitert. Im Jahre 1561 vereinigten sich Tal- und Bergstadt. Wall und Tore wurden niedergerissen. Das Rathaus der Neustadt wurde unter CHRISTIAN I. ein Proviant - Haus. Zu dieser Zeit bildeten 18 Ratsherren einen Rat, jeweils 6 wechselten sich bei den Amtsgeschäften ab. Der Rat hatte 2 Bürgermeister, zwei Kämmerer, einen Reitherren und einen Bauherren gewählt. Um das Jahr 1570 wurde das Bergstädter Rathaus am Berghang umgebaut.
Erst 1667 erhielt die Stadt vor dem Berge das Privilegium "Stadt" verliehen. Nach dem Beginn der 2. Residenzzeit durch die jüngere Bernburger Linie von 1603 bis 1863 wurde die Ratsherrenverwaltung durch die absolutistische Herrschaft stark eingeschränkt. Mit Fürst VIKTOR FRIEDRICH (1700 bis 1775) änderte sich ab 1743 der Machtverteilungsanspruche grundsätzlich (alles für die Bürger - nichts durch die Bürger); ein Bürgermeister auf Lebenszeit wurde durch den Fürsten eingesetzt. Im Jahre 1825, am 21. März, wurde die Stadt im Tale (Talstadt) mit der Stadt vor dem Berge (Bergstadt) vereinigt.
Die Reichgründerjahre wirkten sich 1874/1875 auf die Stadtentwicklung günstig aus. Ein repräsentatives Rathaus (neues Rathaus), welches noch heute mit der Portalseite den Marktplatz in der Talstadt schmückt, entstand durch Um- und Neubau des alten. Bis in das Jahr 1921 diente dieses Rathaus der Bürgerschaft. Im Januar 1894 vernichtete eine Feuersbrunst den Christianbau des Schlosses. Der Brand war die Ursache für den Bau des heutigen Rathauses an der Schlossgartenstraße. Ein Neubau musste her und Kreisbaumeister WOLFF fertigte die Bauunterlagen. Aufgrund der Schlossnähe wurde der Bau im Neorenaissance errichtet. Am 1. Juli 1895 bezog die Kreissparkasse das Erdgeschoss des Verwaltungsbaus, damals hieß die Schlossgartenstraße noch Fürstinnenstraße. Im ersten Stock befanden sich der Sitzungssaal des Kreistages und die Diensträume der Kreisdirektion (Kreisamt). Im Stock darüber wohnte der Kreisdirektor. Bereits 1905 erfolgten die ersten baulichen Erweiterungen. Um 1920 folgten weitere Umbauten im zweiten Obergeschoss und Dachgeschoss. Im Dachgeschoss wurden zusätzliche Wohnungen eingerichtet. 1919 begann der Umbau der herzoglichen Reitbahn (Marstall des Schlosses) durch die Anhaltische Staatsbauverwaltung unter Regierungs- und Baurat H. Wendler zum Kreishaus II. Die Kreisverwaltung bezog 1921 die ehemalige herzogliche Reitbahn, gegenüber der Sparkasse als Kreishaus II, in der Schloßstraße 11, die 1919 21 zum Verwaltungshaus umgebaut wurde. Bereits 1919 hatte die Stadt die Karlskaserne (1858 - 1918) käuflich erworben. Nach Umbau durch den Architekten Ernst Alsleben und ersten frei gewählten Oberbürgermeister Friedrich Gothe, wird die Kaserne 1921 zum großen Rathaus der Stadt am Karlsplatz.
Aufsatz: Entnommen aus der Chronik "Die Geschichte der Stadt Bernburg" von Dr. Hans Peper, Druck und Verlag von Gustav Kunze, 1938)
(Zitat: "Es gelang dem Oberbürgermeister, der ja selbst von Beruf Baumeister war, die Kaserne 1920 zu einem schönen und zugleich praktisch eingerichteten Rathaus umzugestalten, so dass Bernburg nun wohl mit dieser Lösung zufrieden sein kann. Seit dem 1. Januar 1924 hatte Bernburg kein Militär mehr. Die Karlskaserne wurde zum Rathaus umgewandelt, in der Franzkaserne fand Schutzpolizei Unterkunft.")
Die Blumenuhr wurde anlässlich der 800-Jahr-Feier der Stadt im Jahre 1938 errichtet. Im Jahre 1958/59 erfolgte ein Tausch der Gebäude. Der damalige Rat des Kreises, mit der größer gewordenen Verwaltung, zog in das größere Gebäude am Karlsplatz um. Und der Stadtrat, Bürgermeister und Verwaltung zogen in das leerstehende Haus der Kreissparkasse, dem heutigen Rathaus an der Blumenuhr, ein. Aber erst am 26. Mai 1966 kann erstmals der Bernburger Stadtrat (die Stadtverordnetenversammlung) im neu geschaffenen Ratssaal tagen. Weil die einstige Sparbuchhalle, die in mehrere Räume geteilt war, noch von der Abteilung Volksbildung sowie der Technischen Überwachung genutzt wurde. Bis 1996 befanden sich immer noch das Kreisarchiv im Rathaus und das Stadtarchiv im Kreishaus. Mit der Übergabe der geographisch-astronomischen Kunstuhr durch den Landrat Ulrich Gerstner an Oberbürgermeister Helmut Rieche im September ´96 fand ein jahrzehntelanger Umzug seinen endgültigen Abschluss. Die Kunstuhr schenkte der Uhrmachermeister Johann Ignatz Fuchs 1878 seiner Wahlheimatstadt Bernburg aus Dankbarkeit. Das technische Meisterwerk der Uhrmacherkunst ist auf dem Flur des 1. Stockwerkes am Treppengang zu besichtigen.
Folgende Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister hatte die Stadt ab 1900:
Oberbürgermeister Felix Leinveber von 1897 - 1919
Oberbürgermeister Friedrich Gothe von 1919 - 1933 - ab 01.01.1930
Oberbürgermeister Max Eggert von 1933 - 1945
Bürgermeister Johannes Ackermann von Jan. 1944 - März 1945
Oberbürgermeister Reinhold Hey vom 18.04.1945 - 10.09.1945
Oberbürgermeister Rudolf Eberhard vom 10.09.1945 - 15.02.1946
Bürgermeister Karl Gennert vom 11.09.1945 - 18.02.1946
Oberbürgermeister Karl Adolphs vom 15.02.1946 - 19.02.1946
Bürgermeister Otto Webel vom 28.02.1946 - 06.01.1947
Bürgermeister Franz Leickert vom 22.01.1947 - 15.09.1949
Bürgermeister A. Sobotschinski vom 01.01.1947 - 16.02.1950
Bürgermeister Erich Streber vom 10.09.1949 - 15.11.1953
Bürgermeister Horst Messerschmidt vom 19.10.1953 - 19.05.1974
Bürgermeister Dr. Kraft Wasem vom 20.05.1974 - 05.12.1989
Bürgermeister Helmut Rieche vom 07.06.1990 - 30.06.1994
Oberbürgermeister Helmut Rieche vom 01.07.1994 - 29.02.2008
Oberbürgermeister Henry Schütze vom 01.03.2008 - 28.02.2022
Oberbürgermeisterin Dr. Silvia Ristow vom 01.03.2022