Der Nickert
In früheren Zeiten hatte auch die Saale ihre Wassergeister. An oberster Stelle stand im Bernburger Saaletal ein Flussgott altnordischer Herkunft mit Namen Nickert. Seine Heimat lag in den unbekannten Tiefen der Saale. In Bernburg, so hieß es, wohnte er am Prinzenwerder.
Kein Mensch konnte sein Reich betreten. Wagte es dennoch ein Tollkühner, so ertrank er und man zog ihn tot aus dem Fluss.
Dabei hatte der Nickert den Ruf gutmütig und leutselig zu sein; aber man musste seine Saale akzeptieren und ihm huldigen, dann blieb er friedlich und er rettete den Leuten das Leben, die unfreiwillig ins Wasser fielen. Dabei bediente er sich oft anderer Menschen. So musste z. B. der Saalefischer, der Ertrinkende nicht aus dem Fluss rettete, den Fluch des Saalegottes ein Leben lang fürchten.
Immer wieder wurde über sein Erscheinen erzählt. Sein Körper habe die Form einer Tonne, ein mächtiger Kopf mit kurzem Hals sitze auf einem breiten Nacken. Zwei riesige wasserblaue Augen schauten aus dem Kopf und auf der Zunge des Nickert sitze immer eine Kröte.
Das Haar schimmere oft Rot wie das Feuer, dann scheint das Wasser zu glühen. Aber auch Grün sei es und in langen grünen Strähnen welle es sich um seinen massigen Kopf.
In jüngeren Zeiten sah man den Nickert nicht mehr allzu oft, zuletzt am Beginn des 19. Jahrhunderts. Er habe auf dem Wasser gelegen, den Kopf nach oben gereckt und freundlich im Wasser geplätschert. Viele Orte, an denen er zu Hause war, existieren heute nicht mehr. Sie wurden bedauerlicherweise ein Opfer des Fortschritts.
Dennoch, die Erinnerung an den Saalegott ist wach und die Saale, insbesondere bei Hochwasser, birgt viele Gefahren. Dies gilt vor allem für die Unerfahrenen und die Kinder. So gilt der alte Spruch auch heute noch: "Geht nicht zu nahe an den Fluss, sonst holt euch der Nickert."
Aber es hat den Anschein, die Wassersportvereine am Blauen Band® der Saale haben ihn in seinem Versteck entdeckt und um ihn friedlich zu stimmen und bei guter Laune zu halten wird er zu ihren Festen eingeladen.